Dienstag, 7. Dezember 2010

"Wetten, dass ..?" die Heuchelei noch unerträglicher wird?

Wer die letzten Tage nicht gerade in einer abgeschiedenen Höhle verbrachte, hat höchstwahrscheinlich mitbekommen, dass in der letzten "Wetten, dass ..?"-Sendung ein junger Kandidat namens Samuel K. bei der Ausübung seiner Wette einen schweren Unfall erlitt (Seine Ärzte verkündeten heute, dass sie eine vollständige Erholung von seinen Lähmungen für "unwahrscheinlich" halten).

Das ist schlimm für den jungen Mann und auch schlimm für seine Angehörigen beziehungsweise sein näheres Umfeld. Aber es ist nicht schlimm "für ganz Deutschland". Natürlich stürzen sich vor allem die Drecksmedien unseres Landes auf ihn wie die Geier auf verschimmeltes Aas. Überall verlinken sie das Video zum Unfall und zeigen die Bilder nach dem Sturz, die die Bildregie des ZDF sympathischerweise nicht zeigte. Allen voran natürlich wieder mal die BILD-Zeitung, deren heuchlerisches Pharisäertum hier ja weiß Gott nicht zum ersten Mal deutlich wird. Dieser Beitrag des von mir äußerst geschätzten BILD-Blog beschreibt, was ich meine.

Aber auch "seriöse Journalisten" wittern die Chance, die sinkenden Auflagen ihrer Auftraggeber zu steigern. Da wird über die "Quotengier" (sic!), "Sensationslust" (sic!!!) und dem "Absetzen von Wetten, dass ..?" mit seinen "unverantwortbaren Wetten" geschrieben, dass sich die Tastaturen biegen. Ich sehe ja ein, dass sie ihre Artikel mit etwas anderem füllen wollen, als immer nur über den "extremen Jahrhundertwinter", "viel zu frühen Schnee", sowie "explodierende Winterreifen-Preise" zu schreiben, aber eventuell könnten sie ja mal die Kirche im Dorf lassen?

Meiner Meinung nach …
  • wurde Samuel K. nicht dazu gezwungen, diese Wette anzubieten/durchzuführen, sondern tat dies freiwillig. Dass das Risiko einer Verletzung hier größer war als beispielsweise bei Gedächtnis-Wetten oder Traubenweitwurf, musste jedem Beteiligten von Anfang an einleuchten
  • verdient jeder bleibende Schaden nach einem unverschuldeten Autounfall mehr Mitleid (über diese zigtausend Fälle pro Jahr schreibt aber keiner, es sei denn, es handelt sich um Lady Diana oder einen anderen sogenannten "Promi", mit dem man Auflage machen kann). Ganz zu schweigen von Arbeits- oder Sportunfällen (Forderte jemand eigentlich die Abschaffung des Profi-Fußballs als zuletzt mehrere Berufskicker an Herzinfarkten starben?)
  • haben sich sowohl die Redaktion als auch die Moderatoren von "Wetten, dass ..?" angemessen verhalten und adäquat reagiert
  • liegt auch keine erkennbare Wandlung des Senders vor, zuletzt immer gefährlichere Wetten in die Sendung zu nehmen - vor allem, wenn man an den BMX-Biker denkt, der einmal das Dach eines Hauses übersprang - was bereits 2 Jahre her ist
  • muss nicht das ZDF "Wetten, dass ...?" komplett überdenken, sondern die Schreiberlinge ihre Ergüsse - und sich nebenbei vielleicht auch noch mal in die Birne hämmern, dass Samuel K. und sein Umfeld jetzt höchstwahrscheinlich vor allem RUHE wollen und nicht jeden Tag zusammengeklaute Fotos/Zitate aus dem Leben des Verletzten präsentiert bekommen möchten
Allerdings überfordert das diese Schmeißfliegen natürlich. Aber nach der heutigen Festnahme von WikiLeaks-Gründer Assange können sie sich ja an einem anderen Thema austoben, von dem sie nichts verstehen. Da geht es ja immerhin um Vergewaltigungen von blonden Schwedinnen, da müssen sich doch bestimmt Fotos und Stimmen auftreiben lassen …

Dienstag, 16. November 2010

Man ist immer so alt wie man aussieht

Früher bekam ich ständig gesagt "Du siehst aber viel jünger aus!", wenn ich mein Alter preis gab.

Heute sagt das keiner mehr zu mir.

Vielleicht liegt es daran, dass ich früher jünger war …

Samstag, 2. Oktober 2010

Der Countdown läuft ...

Unsere Firma setzt Lotus Notes als Mail- und Datenbanksystem ein. Im Gegensatz zu Outlook reichen hier zur Anmeldung nicht einfach nur Benutzername und Passwort - man benötigt zusätzlich eine kleine personalisierte Datei namens "Notes-ID". Diese dient sozusagen als Schlüssel, die die Tür zum Postfach aufsperrt.

Diese IDs haben eine begrenzte Lebensdauer - zum Beispiel 5 Jahre. 60 Tage vor Ablauf ihrer Gültigkeit wird der User folgendermaßen informiert: "Achtung, Ihre Lotus-Notes-ID läuft in 60 Tagen ab. Bitte wenden Sie sich an Ihren Administrator, da ansonsten keine Anmeldung mehr möglich ist."

Ein MITDENKENDER Anwender würde sich nun an seinen Help Desk wenden - per Mail oder Telefon. Aber wir reden ja von Herrn P. Der wartet. Und wartet. Und irgendwann sind die 60 Tage rum und er kommt nicht mehr in sein Lotus Notes - ausgerechnet an einem Abend, an dem er ganz dringend wichtige Mails verschicken muss. Unser Help Desk ist von 6-18 Uhr erreichbar, aber Herr P. bemerkt das Ganze erst um 20 Uhr zuhause. Wahrscheinlich flucht er jetzt ganz laut, eventuell zerdeppert er auch ein paar Teller, brüllt seine Kinder an und tritt dem Hund auf den Schwanz - aber das mindert seinen Ärger nicht, als er schließlich am nächsten Tag um Punkt 6 Uhr morgens bei uns anruft:

"Eine Unverschämtheit!" tönt es aus dem Hörer (auch eine Art, "Guten Morgen" zu sagen). "Sie hindern mich daran, meine Arbeit zu tun!". Schnell ist das Problem erkannt, aber die Kollegen von der Notes-Administration sind noch nicht im Haus, die beginnen erst gegen 7 Uhr. Ich kann ihm also nicht sofort helfen und kläre ihn darüber auf. Wie zu erwarten, trägt dies nicht zu seiner Glückseligkeit bei, also choleriert er noch ein bisschen in den Hörer, was mich endgültig wach werden lässt und legt schließlich grußlos auf.

Ich eröffne ein Ticket mit hoher Priorität an die Notes-Administration. Eine Stunde später kommt das Ticket zurück - mit dem Vermerk "erledigt" und einem nicht ganz wertfreien Kommentar des dortigen Kollegen über "Lernresistenz" und etwaige "Intelligenz-Mängel" des Users. Ich greife zum Headset und informiere Herrn P., dass die Gültigkeit seiner Notes-ID jetzt um 5 weitere Jahre verlängert wurde. Komplett verwandelt bedankt er sich überschwänglich, was mich zu einer höflichen Nachfrage veranlasst:

"Haben Sie denn diese Warnmeldung von Lotus Notes tatsächlich 60 Tage lang weg geklickt?"
"Nein!" trompetet es fröhlich aus dem Hörer, "Nur 40. 20 davon war ich im Urlaub!"
"Aber wieso haben Sie denn nicht zwischenzeitlich einfach mal angerufen oder eine Mail an uns gesendet?"
"Wieso? Dafür hatte ich doch 60 Tage lang Zeit? Ich wollte das am letzten Tag machen."
"Und?"
"Da war ich beruflich unterwegs."

Ich bitte ihn höflich darum, das nächste Mal bitte nicht wieder bis zum Ende des Countdowns zu warten, was er großzügig verspricht. Ich will mich gerade verabschieden, da kommt der Satz, den alle Help Desk Mitarbeiter weltweit lieben: "Wo ich Sie gerade dran habe ..."
Er bittet um die Reparatur eines Programms, was seit ein paar Tagen Ärger mache. Also schalte ich mich auf seinen Computer, logge mich als Administrator bei ihm ein und führe das Ganze durch. Danach bitte ich ihn, sich mit seinem Usernamen an Windows anzumelden. Dies tut er und als Ergebnis taucht ein Hinweisfenster auf: "Ihr Kennwort läuft in 3 Tagen ab. Möchten Sie es jetzt ändern?" Gespannt warte ich, doch bereits zwei  Sekunden später bewahrheitet sich meine Vermutung: Herr P. klickt auf "Nein", bedankt sich für meine Hilfe und beendet das Gespräch.

Naja, in 4 Tagen werden wir ihn wieder am Hörer haben, ich informiere schon mal meine Kollegen …

Dienstag, 3. August 2010

So treiben Sie Ihren IT Help Desk in den Wahnsinn:

  • Senden Sie möglichst unbrauchbare Mails an Ihre Hotline - z.B. "Mein Computer spinnt!" oder "Hilfe! Hier geht gar nichts!!!"
  • Rückfragen wie "Was konkret funktioniert denn nicht?" oder "Erhalten Sie eine Fehlermeldung? Bei welcher Aktion?" beantworten Sie mit "Mein Mailprogramm spinnt" oder "Es geht halt nicht!"
  • Warten Sie mit Ihrem Anruf immer bis 5 Minuten vor Arbeitsende der Hotline. Schildern Sie dann ausführlich ein "dringendes" Problem, welches Sie schon "seit Wochen!!!!" haben. Falls Sie gefragt werden, ob Sie das schon einmal vorher gemeldet haben, antworten Sie mit "Ich hab auch noch was anderes zu tun, als in Ihrer Hotline festzuhängen!"
  • Vergessen Sie mindestens 1x pro Monat Ihre Passwörter - am besten für alle Systeme. Ignorieren Sie alle etwaigen Anleitungen, wie Sie sich selber neue Passwörter vergeben können
  • Wenn Sie mehrere Computer-Probleme haben, schicken Sie jedes einzeln per Mail oder rufen Sie nacheinander pro Problem an. Lassen Sie höchstens 10 Minuten zwischen den einzelnen Mails/Anrufen verstreichen. Wenn Sie damit fertig sind, rufen Sie pro Problem wieder einzeln an und haken nach, "wie lange das noch dauert"
  • Würzen Sie Ihre Anrufe und Mails mit Kommentaren wie "In meiner alten Firma war die IT aber viel besser" oder "Sie können mir wahrscheinlich sowieso nicht helfen"
  • Für Sekretärinnen: Lassen Sie niemals Ihren Chef beim IT Help Desk anrufen. Hören Sie sich hingegen seine unverständliche Problembeschreibung an und geben Sie sie stark verkürzt an die Hotline weiter. Falls jemand von der EDV direkt mit ihm verbunden werden will, blocken Sie das ab!
  • Für Männer: Wenn sich eine weibliche IT-Mitarbeiterin meldet, verlangen Sie sofort, "mit einem männlichen Kollegen zu sprechen"
  • Schicken Sie Ihrem Help Desk (ohne vorherigen Anruf) Mails mit dem Inhalt "Ich kann Sie telefonisch nicht erreichen. Rufen Sie mich sofort zurück!!! Eilt!!! Dingend!!!". Geben Sie in den Mails aber keinesfalls Ihre Telefonnummer an, bzw. löschen Sie sie manuell aus Ihrer Signatur
  • (Steigerung: Verwenden Sie in Ihren Mails nur fette Großbuchstaben mit einer Schriftgröße von mindestens 48)
  • Wenn die IT dann endlich Ihre Telefonnummer herausgefunden hat, gehen Sie keinesfalls ans Telefon, sondern erst mal in die Kantine. Schicken Sie dann 1 Minute nach Dienstsschluss der Hotline eine weitere Mail mit dem Inhalt "Ist es zu viel verlangt, wenn man um einen Rückruf bittet? Ich war den ganzen Tag nicht arbeitsfähig!"
  • Rufen Sie per Handy vom Auto aus an (damit der schlechte Empfang und die Fahrtgeräusche das Gespräch fast komplett unverständlich machen) und schildern Sie ein Problem, was Sie "vorhin hatten". Wenn Sie nach der Fehlermeldung gefragt werden, antworten Sie, dass Sie gerade im Auto sitzen und man Ihnen "so helfen" soll
Liste wird fortgesetzt …

Donnerstag, 17. Juni 2010

Liebe "Notebook-im-Meeting-Dabeihaber" …

… eines vorweg: Ich mag Meetings auch nicht besonders. Ich arbeite lieber. Vor die Wahl gestellt, 2 Stunden lang HelpDesk-Anrufe von unfreundlichen, genervten und cholerischen Usern anzunehmen oder für den selben Zeitraum einem Meeting beizuwohnen, würde ich mich fast immer für die Anrufer entscheiden - einfach weil ich dann auf jeden Fall etwas bewirken konnte und konkret etwas geleistet/geholfen habe. Natürlich kann man das nicht pauschal über alle Meetings sagen - aber leider waren gerade mal 30% all meiner bisher Erlebten wirklich produktiv und zielführend. Dass es nicht mehr waren, lag natürlich meist an falscher/schlechter Planung ("zu viele Köche verderben den Brei", "Bremser statt Entscheider"), mangelhafter Organisation ("Zeitrahmen bis zum Ziel viel zu lang") oder anderen Gründen, die ich hier lieber nicht aufführe. Was mir aber verstärkt in den letzten Monaten sauer aufstößt, ist die Unsitte, deretwegen ich mich heute an Euch wende: 8 von 10 Teilnehmern starren während des Meetings gebannt auf ihre Notebooks, checken Mails und täuschen lebensnotwendige Arbeiten vor (auch wenn sie in Wirklichkeit Solitaire spielen oder auf Facebook surfen). Dazu einige Beobachtungen und Anmerkungen:
  • Der Einzige, der während eines Meetings oder einer Präsentation sein Notebook aufgeklappt haben muss, ist der Vortragende (bzw. das arme Schwein, welches Protokoll schreiben muss). Wer sich nicht daran hält, zeigt sein Desinteresse dermaßen deutlich, dass er lieber gleich draußen bleiben sollte. Ich packe auch nicht währenddessen den SPIEGEL oder ein Buch aus und lese darin
  • Eventuell hat Euch mal jemand gesagt, dass man "wichtig" und "unentbehrlich" wirkt, wenn man im Meeting mit gerunzelter Stirn und angespanntem Gesichtsausdruck seine Mails liest - lasst mich das bitte korrigieren: Es wirkt lächerlich und extrem unhöflich! Wer wirklich "wichtig" ist, hat Leute, die seine Aufgaben für die Dauer des Meetings übernehmen. Ein (zum Glück mittlerweile ehemaliger) Kollege trieb das perfekt auf die Spitze: Monatelang wunderte ich mich in diversen "Jour Fixes" (Unwort!) über ihn, wie er mir gegenüber sitzend kopfschüttelnd seine Klicks kommentierte, die er auf seinem Notebook ausführte. Er wirkte wie jemand, der gerade eine Absage auf seine Vorschläge zur Nahost-Politik erhalten hatte. Irgendwann setze ich mich mal neben ihn und bemerkte, dass er nichts weiter tat, als seinen Posteingang immer wieder zu minimieren und maximieren - und bei jedem zweiten Klick laut seufzte oder den Kopf schüttelte. Eventuell tat ihm das Ganze ja wirklich physisch weh, daher beugte ich mich irgendwann mal zu ihm rüber und murmelte mitfühlend: "Ganz schön anstrengend, oder?" Danach achtete er immer sorgfältig darauf, nicht mehr neben mir zu sitzen
  • Eventuell habt Ihr schon einmal mitbekommen, dass Kindern vor dem Unterrichtsbeginn das Handy seitens der Lehrkörper konfisziert wird - das soll bewirken, dass dem Vortragenden zugehört wird. Natürlich kann man das geistige Abschalten der Rezipienten damit nicht ausschließen - aber es erfolgt dann eben zumindest subtil und nicht so offensichtlich ignorant. Aus dem selben Grund spreche ich das auch bei allen Schulungen/Präsentationen, die ich halte, direkt an, denn:
  • Im Gegensatz zu besagten Schulkindern, denen eine Aussage wie "Ich habe jetzt aber gar keine Lust auf den Unterricht, ich möchte lieber SMS schreiben!" wenig bringen würde, könntet Ihr ja Eure Meeting-Teilnahme einfach vorher absagen. Scheitern tut dies in der Regel aber an triftigen Gründen oder mangelndem Selbstbewusstsein, oder?
In diesem Sinne: Ihr könnt gerne Eure Köpfe abschalten, aber dann bitte auch Eure Notebooks!

Samstag, 12. Juni 2010

Warum Vuvuzelas nerven

Gestern begann die Fußball-WM in Südafrika und was ich befürchtete, trat ein: Die Live-Übertragungen sind (völlig unabhängig von der spielerischen Qualität der Begegnungen) eine Katastrophe. Der Grund dafür sind die unsäglichen "Vuvuzelas" - trompetenähnliche Geräuscherzeuger, der aufgrund ihrer Bauart allerdings selbst Könner maximal 3 Tonhöhen entlocken können - sie haben mit Musikinstrumenten daher etwa so viel zu tun, wie Schwäbisch mit Hochdeutsch.

Dass die Dinger über 120 DB laut werden und damit Gehörschäden hervorrufen können, ist ja längst bekannt und tangiert mich wenig, da ich die Spiele ja Gott sei Dank nicht im Stadion, sondern vorm TV verfolge - auch Public Viewing vermeide ich selbstredend, denn viele meiner Landsleute folgen dem geistlosen Herdentrieb und stellen ihre mangelnde Individualität ebenfalls bereits laut trompetend unter Beweis. Aber auch wenn ich im Wohnzimmer sicher keinen Hörsturz davon tragen werde, stelle ich fest, dass mir dieses konstant monotone Geräusch (irgendwo zwischen Bienenschwarm und Elefantenherde) ziemlich auf die Nerven geht. Zwar bietet "Sky Sport" seinen zahlenden Zuschauern die Möglichkeit, den Kommentator per Optionstaste auszublenden (was ich bei dumpfen Nervbacken wie Fritz von Thurn und Taxis auch immer gerne tue), aber eben keine "Vuvuzela-OFF"-Taste - obwohl das technisch kein Problem wäre - da sich ihre Frequenz ziemlich leicht weg filtern ließe. (Nachtrag: Seit dem 16. Juni bietet Sky doch eine solche Option an: 1x mit Vuvuzelas und 1x ohne - diese funktioniert recht gut)

Fifa-Präsident Joseph Blatter weigert sich übrigens, die Vuvuzelas verbieten zu lassen (was schon seit dem letzten Confed-Cup mehrere Spieler, Trainer und Funktionäre forderten), da sie "ein Teil der afrikanischen Kultur" seien und ein Verbot "diskriminierend" wäre. Hier ein paar Gegenargumente:
  • Dass die Vuvuzela, (die ursprünglich aus den USA und China importiert wurde und ihre ersten nennenswerten Südafrika-Verkäufe in den 90er Jahren startete), "afrikanisches Kulturgut" sein soll, ist hochgradig lächerlich. Etwas, was erst seit maximal 10 Jahren bekannt ist, kann kein "Kulturgut" sein
  • Das Spiel wird kaputt geblasen, weil die Spieler die Anweisungen ihrer Trainer nicht mehr hören können und selbst die Spieler untereinander keine verbale Kommunikation mehr führen können (wie die mexikanische Mannschaft gestern Abend bestätigte). Immer mehr Spieler (die ja nun mal die wichtigsten Akteuere dieser WM sind und jahrelang auf dieses Turnier hingearbeitet haben) geben an, dass sie vom Dauerpegel genervt sind und nach Spielende halb taub in die Kabinen gingen. Worin liegt also der Nutzen oder Sinn, die Laune/Leistungsfähigkeit der besten Fußballspieler der Welt zu beinträchtigen? Auch wenn manche es nicht glauben wollen: Fußball findet auch im Kopf statt und Kommunikation gehört dazu
  • Die Atmosphäre im Stadion wird völlig verhunzt. In diesem Blog-Beitrag bemängelt ein südafrikanischer Redakteur, dass die "Gesänge" und "Trommeln/Rhyhtmen", die früher immer die Akustik eines Fußballspiels ausmachten, durch einen monotonen Dauerton unerträglicher Lautstärke ersetzt wurde. Die Folge: Niemand "erfindet" mehr neue Fangesänge oder Schlachtrufe, weil man sie eh nicht mehr hören kann. Die sonst vorhandene akustische Dynamik eines Fußballspiels wird komplett  zunichte gemacht. Wenn eine Heim-Mannschaft schlecht spielt, herrscht normalerweise "Totenstille" - bei manchen Aktionen "geht ein Raunen durchs Stadion", bei Angriffen "tobt ein Hexenkessel", bei erzielten Toren gibt es "ohrenbetäubenden Jubel" - all das fällt weg -  Stevie Wonder hätte jedenfalls keine Chance mitzubekommen, dass ein Tor fällt. Kurz: Niemand kann seine Mannschaft mehr "nach vorne peitschen"
  • Die genauso unsäglichen "Gas-Hupen", die früher in den Fußballstadien eingesetzt wurden, sind längst verboten. Warum? Weil sie das Gehör schädigen können. Niemand käme auf die Idee, zu jammern, dass die aber "ein Teil der europäischen Kultur" seien und man durch ihr Verbot "diskriminiert" werde
  • Wenn eine Nation Gastgeber einer Fußball-WM ist, sollte sie auch einigermaßen gastfreundlich sein - was diesen Punkt angeht. Es hat ja keiner was dagegen, wenn Südafrika-Fans beim Spiel gegen Frankreich in ihre Vuvuzelas blasen - damit helfen sie laut ihrem Nationaltrainer ihrem Team sogar. Aber warum tun sie das auch bei Griechenland - Südkorea? Zu einer WM gehören auch die Fangesänge aller teilnehmenden Nationen - und nicht nur ein immer gleiches Dauergeräusch
  • Es ist übrigens auch nicht "typisch deutsch", ein Verbot dieser "Instrumente" zu fordern (bzw. sie für Public Viewing zu verbieten) sondern ein internationaler Wunsch. Online-Petitionen dieser Art gibt es mittlerweile in allen Ländern, deren Teams an der WM teilnehmen (selbst in Südafrika). Zudem erteilte der Südafrikanische Rugby-Verband den Vuvuzelas bereits ein Stadion-Verbot für dortige Rugby-Spiele - dann sollte das auch für Fußball möglich sein
Und was ich mich vor allem frage: Was treibt die Dauerbläser eigentlich an? Ich habe selbst ein paar Mal in so ein Ding geblasen, als mein Sohn es im Supermarkt per Rubbellos gewann: Es ist ziemlich anstrengend für Lunge und Lippen, da einen halbwegs geraden Ton für ein paar Sekunden zu halten. Es fiele mir nicht im Traum ein, das über 90 Minuten (oder meinetwegen auch nur 10 Minuten) lang zu machen - was habe ich denn dann noch vom Spiel selbst? Ich zahle doch nicht Eintritt für einen Stadionplatz, nur um mich selbst um das Match zu bringen? Aber das ist wohl so eine dieser Fragen, auf die man keine Antwort bekommt - es sei denn, ich würde sie einem Fan in Südafrika stellen, der sich aber sicher nicht auf diesen Blog verirren wird …

PS. (3 Tage später) Mittlerweile habe ich Zuschriften von aktiven Trötern erhalten. Als Antwort auf meine Frage schreiben sie: "Macht doch Spaß!". Ihnen möchte ich erwidern: Furzen kann auch Spaß machen - aber nicht, wenn es 50.000 Leute gleichzeitig tun

Sonntag, 30. Mai 2010

Lena und ihre Landsleute

Ich oute mich: Ja, ich habe mir gestern Abend den "Eurovision Song Contest" angesehen. Zwar nicht komplett, aber nach dem eher langweiligen Fußballspiel der Deutschen Nationalmannschaft zappte ich rüber und blieb hängen. Seit ich dem Alter entwachsen bin, in dem man alle Anlässe dankbar mitnimmt, länger aufbleiben zu dürfen, habe ich mir diese Veranstaltung gerade noch 3x angesehen (nämlich als Raab jeweils seine Finger im Spiel hatte, den ich für einen großartigen Musiker und Produzenten halte) - einfach, weil das normalerweise überhaupt nicht meine Musik ist.

Und ich wurde positiv überrascht: Da waren einige Songs und Interpreten darunter, die mir gefielen. Zwar nicht dergestalt, dass ich mir jetzt unbedingt die dazugehörige CD bestellen würde, aber ich würde sie auch nicht wegwerfen, wenn man sie mir schenkte (das soll jetzt aber keine Aufforderung sein ;-). Zudem gefiel mir die (für einen solchen Contest) erfrischend witzige Art der ModeratorInnen, die ihre Rolle als Gastgeber wirklich wohltuend "anders" und kecker ausfüllten als viele ihrer Vorgänger - und Peter Urbans Off-Kommentare waren meist auch sehr unterhaltsam.

"Unsere" Lena gewann. Das freut mich. Es macht mich nicht stolz, ich fühle mich dadurch auch nicht privilegierter, aber es freut mich: Für Stefan Raab, der über seinen Schatten sprang und eine Zusammenarbeit mit der ARD durchzog, für Lenas Fans und vor allem natürlich für Lena selbst.

Wie gehen aber nun ihre (und meine) Landsleute mit diesem Sieg um? Mittels heroischer Recherche innerhalb der zwei meistgeklickten (besser: meistbesuchten) deutschen Online-Foren kämpfte ich mich tatsächlich durch jeden veröffentlichten Beitrag. Es handelt sich hierbei übrigens um die von BILD und dem SPIEGEL.

Interessanterweise wird in beiden jeweils dasselbe geschrieben - allenfalls anhand der unterschiedlichen sprachlichen Fähigkeiten der Poster (aber das überrascht ja nicht wirklich) erkenne ich, in welchem Forum ich mich gerade befinde.

Jetzt, nachdem ich mich durch ca. 90 Seiten (also ca. 600 "Beiträge") gekämpft habe, stelle ich fest, dass es genau 4 Meinungstypen gibt:

Der "Ich will mich nicht freuen und die anderen dürfen das auch nicht"-Nörgler:
  • Jeder der Ahnung von Musik hat (also er) hat gesehen, dass die anderen Länder viel bessere SängerInnen, Songs und Choreographien/"Perfomances" hatten. Lena hingegen hat gar keine Stimme (oder allenfalls eine schlechte) und tanzen kann sie auch nicht. Und ihr Lied ist ja nicht mal auf Deutsch, dabei kann sie gar kein Englisch. Und der Song wurde ja auch von Amerikanern geschrieben und überhaupt hat Deutschland alle anderen Jurys und "Voter" durch seine Milliardenhilfen bestochen (deswegen bekamen wir ja von Griechenland und Portugal auch so viele Punkte, gelle?). Und außerdem war das Licht viel zu dunkel und Lena ist eine eingebildete, arrogante Zicke, die "sich noch mal umgucken wird"
Der "Lena hat Europa geschlagen und einen vernichtenden Sieg für Deutschland eingefahren"-Spinner:
  • Lena hat allen gezeigt, wer die Nummer 1 in Europa ist. Das tut Deutschland gut. Nach all den schlechten Nachrichten endlich wieder ein Sieg. Die ganzen "Pornogören aus dem Ostblock" und die "fetten Quallen aus Irland und Island" hatten keine Chance. Und die "Neger aus Frankreich" auch nicht. Schade, dass sie nicht Deutsch gesungen hat. Jetzt werden "wir" auch Weltmeister
Der "Ich betrachte die ganze Veranstaltung als unter meiner Würde und schau mir sowas sonst nie an"-Schizophrene:
  • So eine peinliche, niveaulose Veranstaltung kommentiere ich erst gar nicht (brauche dafür aber mindestens 30 Zeilen). Das hat doch alles gar nichts mit Musik oder gar "Kunst" zu tun. Allein die schreckliche englische Aussprache dieser Lena, an meiner Privatschule in Eton wäre sie durch die Englischprüfung gefallen. Das Lied ist - gerade verglichen mit den "Köln-Concerts" von Keith Jarrett - vollkommen substanzlos. Dieser Stefan Raab unterwandert jetzt also auch noch die letzte Bastion des deutschen Bildungsfernsehens, nämlich die öffentlich-rechtlichen Sender. Zum Glück habe ich meinen Fernseher schon vor 3 Jahren verbrannt. "Fresst Scheiße, Millionen Fliegen können sich nicht irren!" Gute Nacht, Deutschland!
Der "Mir hat die Veranstaltung großen Spaß gemacht und ich freue mich total für Lena"-Schreiber:
  • Lena hat Europaweit viele Jurys und Zuschauer begeistert. Musik ist nun mal Geschmackssache und ihr Auftritt hat den meisten Leuten gefallen, also hat sie verdient gewonnen. Ja, ihre englische Aussprache ist nicht perfekt, aber Herman van Veens und Wolfgang Niedeckens Deutsch sind es auch nicht - und innerhalb von Europa ist Englisch nun mal der gemeinsame sprachliche Nenner. Ihr Geheimnis war, dass sie außer sich selbst und ihrem Lied nichts verkaufen wollte: Keine Peitschen, keine brennenden Reifen, kein Silikon und kein sonstiges Image. Einfach nur eine natürliche, attraktive junge Frau (wie man sie in jeder x-beliebigen Stadt treffen kann) auf einer Bühne, die ihren (durchaus ins Ohr gehenden) Song singt und dabei strahlt.
Zu dem letzten Typ zähle ich mich. Auch wenn ich das weder bei BILD noch bei SPIEGEL geschrieben habe. Dafür schreibe ich es hier: Ich freue mich für Lena!

Dienstag, 18. Mai 2010

Liebe Hundebesitzer …

… bitte überdenkt, ob folgende Bitten nicht nur erfüllbar sind, sondern auch zu einem wesentlich entspannteren Umgang zwischen Euch und Nicht-Hundebesitzern führen könnten:
  • Straßen/Bürgersteige, Parks und Waldwege sind für alle da. Für Spaziergänger, Jogger, Wanderer, Radfahrer und Hundebesitzer. Nicht nur für eine Gruppe davon. Wenn Euer Hund größer ist als eine Ratte und Ihr mit ihm auf öffentlichen Wegen unterwegs seid, leint ihn bitte an. Der Grund ist nicht der, dass man Euch (oder Eure Hunde) in "Euren Grundrechten beschneiden" oder "Euch drangsalieren" will, sondern dass es für einen Nicht-Hundebesitzer nicht sehr angenehm ist, wenn ein ausgewachsener Dobermann hechelnd auf ihn zustürmt, während dessen "Herrchen" oder "Frauchen" ihn mit immer verzweifelterer Stimme auffordert "jetzt aber sofort her zu kommen". Respektiert die Angst Eurer Mitmenschen angesichts eines großen Hundes. Euer gern gebrachtes "Argument", dass sich Euer Hund "auch mal austoben muss" zieht nicht. Ich überlege mir VORHER, ob ich einem Tier eine passende Umgebung bieten kann und käme auch nicht auf die Idee, mir Fische zuzulegen, wenn ich nicht mal einen Wasseranschluss zu Hause habe. Wie würdet Ihr reagieren, wenn Ihr einem Spaziergänger begegnet, der eine gezogene Knarre auf Euch richtet? Genauso fühlen sich manche Mitmenschen angesichts Eurer "Lieblinge". Mit dem Unterschied, dass die Knarre wesentlich ungefährlicher ist, weil sie höchstwahrscheinlich niemals von selbst losgehen wird - siehe auch nächster Punkt
  • Bitte streicht den Satz "Der tut nichts - der ist ganz lieb" FÜR IMMER aus Eurem Vokabular. Auch die Ergänzung "Der will nur spielen" hilft nichts. Der Satz ist schlichtweg falsch. Richtig müsste er heißen: "Der hat bisher noch nie was getan". Euer Hund ist nämlich ein Lebewesen und somit hat er (wenn auch begrenzter als andere Tiere wie beispielsweise Katzen) einen eigenen Willen. Die Opfer von Hunden, die "bisher noch nie gebissen hatten" haben bereits ganze Krankenhäuser (und einige Gräber) bevölkert
  • Erzieht Euren Hund. Es ist nicht "niedlich" oder "drollig" wenn sich ein kalbsgroßer Köter auf einen wirft oder ihn anspringt "weil er sich freut". Ich springe Euch auch nicht auf die Schultern oder sabbere Euch das Gesicht voll, wenn mich Euer Erscheinen beglückt. Ebenfalls nicht angenehm ist es, wenn sich ein kürbisgroßer Hundekopf ungefragt in den Kinderwagen schiebt, um zu schnuppern, ob das was zu Fressen drin liegt. Auch ständiges Kläffen, Bellen und Knurren kann nerven. Es wird auch nicht besser, wenn Ihr Eurem Tier ein "lustiges" Tuch oder Halsband umbindet auf dem "Ich darf alles!" steht. Der große Vorteil beim Hund als Haustier liegt tatsächlich darin, dass man ihn erziehen kann (setzt natürlich voraus, dass man "Erziehung" kennt und wertschätzt, was man manchmal an den "echten" Kindern der Hundebesitzer erkennen kann - bzw. oft auch eben nicht)
  • Räumt die Scheiße weg! Katzenhalter machen das Klo ihrer Lieblinge sauber - außerhalb der Wohnung verbuddeln Miezen ihre Hinterlassenschaften selbständig. Hunde können das leider nicht. Das sollte man als Hundebesitzer wissen und entsprechend handeln. Das Letzte was Kinder und ihre Eltern auf Spielplätzen im Sandkasten finden wollen, sind die Fäkalien Eurer Lieblinge. Aber auch auf Bürgersteigen, Park- und Waldwegen sowie Stränden gibt es Schöneres, in das man treten kann

Montag, 5. April 2010

Computer-Probleme? Hirn ausschalten und HelpDesk anrufen!

Etwas, woran ich mich bei meinem Job als IT-Supporter wahrscheinlich nie gewöhnen werde, ist die Bereitschaft des Users, sofort sein Hirn auszuschalten, sobald er mit einer Fehlermeldung (oder was er dafür hält) seines Computers konfrontiert wird.

Ich werfe dem User dabei gar nicht vor, dass er keine Lust hat, monatelang Handbücher und Foren zu durchkämmen, um seinen PC besser verstehen zu können. Aber ich werfe ihm vor, dass er oft gar keine Bereitschaft zeigt, irgend etwas hinzulernen zu wollen. Erschwerend kommt hinzu, wenn er proaktive Informationsmails seines HelpDesk ignoriert und darauf auch noch stolz ist.

Beispiel 1:
Wir müssen ein neues Release unseres SAP-Programms verteilen, weil das Bisherige zum Einen nicht mehr vom Hersteller unterstützt wird und zum Anderen nicht die Funktionalitäten bietet, die die Konzernleitung wünscht. Also schnürt unsere Fachabteilung ein Installationspaket, welches dem User direkt nach dem Einloggen am PC automatisch zugewiesen wird. 3x hat er die Möglichkeit, diese Installation abzulehnen, danach wird es "zwangsweise installiert". Natürlich kündigen wir das mit ausreichendem Vorlauf 2 x an. Das erste Mal 14 Tage vor dem Start, das zweite Mal 3 Tage vorher. Und: Wir markieren diese Mail mit "Hoher Priorität" und verpassen ihr auch eine entsprechende Betreffzeile. Zusätzlich stellen wir diese Information ins Intranet.

Was passiert also nach dem 4. Einloggen des Users? Richtig, das Programm wird installiert - aber es passiert noch etwas. Er ruft an, um sich a) zu beschweren, "dass da was installiert wird" oder b) um zu fragen "was da installiert wird". Es nützt NICHTS, ihn darauf hinzuweisen, dass er darüber doch 2x per Mail informiert wurde und lässt einen das auch wissen: "Ich kriege so viele Mails am Tag, die kann ich eh nicht alle lesen!" (das sollte man mal seinen Vorgesetzten wissen lassen, dem er bei seinem Vorstellungsgespräch bestimmt etwas anderes erzählt hat) bzw. "Gesetzt dem Fall, ich habe die Mail nicht gelesen, was nun?" Ich frage mich, wie er reagieren würde, wenn ich ihm sagte: "Ach wissen Sie, ich kriege so viele Anrufe täglich, Ihnen kann ich nicht auch noch zuhören!"

Diesen Leuten ist es egal, dass sie die "telefonische Warteschlange" erst bilden bzw. verlängern und so dafür sorgen, dass User mit echten Computerproblemen nicht mehr durchkommen. Ihnen ist auch egal, dass sie zu den ca. 30% aller User zählen, die grundsätzlich ALLE Mails der IT ignorieren. Bitter ist nur, dass 30% von 3.000 eine ausreichend hohe Menge darstellen, um das Durchkommen zu uns unmöglich zu machen - und nicht nur unseren Service Level, sondern auch unsere Laune zu versauen.

Beispiel 2:
Natürlich gibt es bei Installationen auch mal Fehler und Abbrüche. Meist liegt das daran, dass ein User sein Arbeitsgerät durch inkompetente Behandlung bereits so ruiniert hat, dass einfachste Windows-Routinen nicht mehr funktionieren können. Manchmal muss man eine Installation aber auch einfach nur in 2 Schritte zerlegen, damit sie nach einem Neustart automatisch fortgesetzt wird. Für solche Fälle zeigt sich unsere Fachabteilung durchaus kreativ und  schreibt Fehlermeldungen, die eigentlich selbsterklärend sein sollten. Zum Beispiel diese: "Achtung: Das Programm XYZ wurde noch nicht vollständig installiert. Dies wird aber direkt nach einem Neustart automatisch passieren. Sie müssen nicht bei Ihrem HelpDesk anrufen. Klicken Sie auf OK, um Ihren Computer jetzt neu zu starten und die Installation nach dem Neustart fortzusetzen."

Die entsprechenden Kollegen wollten mir nicht glauben, dass mehr als 80% aller User, die diese Meldung überhaupt zu Gesicht bekamen, bei uns anriefen: "Ich hab da so ne Fehlermeldung, dass da was nicht installiert wurde!". "Ja, welche Meldung denn genau?". "Äh, da steht, dass ich Sie nicht anzurufen brauche." Na dann ...

Beispiel 3:
User vergessen gerne ihre Passwörter. Das ist menschlich und muss man ihnen nicht vorwerfen. Naja, manchen schon. Zum Beispiel denen, die 5x pro Woche anrufen, weil sie ihr SAP-Passwort vergessen haben. Für solche User wurde extra eine kleine Intranet-Seite eingerichtet, auf der sie nur ihre Mailadresse einzugeben brauchen - dann geht ihnen automatisch ein neues Passwort per Mail zu. Den Link zu dieser Intranet-Seite schicken wir ihnen bis zu 5x wöchentlich. Dass in dieser Mail extra eine kleine bebilderte Anleitung steht, wie sie ein Lesezeichen auf diese Seite setzen können (bzw. sie den Browser-"Favoriten" hinzufügen können) wird ebenso ignoriert, wie der Hinweis, dass man sich diese Mail bitte aufheben soll, falls man den Link künftig noch einmal benötigt. Warum auch? Der HelpDesk wird doch schließlich "fürs Telefonieren bezahlt"

Beispiel 4:
Unsere Hinweise auf Software-Schulungen bzw. das reichhaltige E-Learning-Angebot werden oft mit den Hinweisen "Das zahlt mein Chef nicht!" oder "Für so was habe ich keine Zeit!" abgeschmettert. Also lässt sich ein User jedes Mal aus Neue zeigen, wie er in Word eine Tabelle einfügt, in Excel eine bedingte Formatierung eingibt oder in Powerpoint eine Animation (sollte übrigens unter Androhung der fristlosen Entlassung verboten werden!) definiert. Unsere umfangreichen FAQs, die wir ins Intranet stellen, werden ebenso wenig genutzt wie die eingebauten Programm-Hilfen. Tatsächlich habe ich schon oft Folgendes erlebt: Ich schalte mich auf den Computer des Users, klicke dann in seinem Word auf den Menüpunkt "Hilfe" und gebe als Suchtext "Tabelle" ein. Sofort springen einem die Ergebnisse und entsprechenden Erklärungs-/Hilfe-Texte entgegen. Statt aber eines "Ah, prima. Dann kann ich das ja das nächste Mal selbst nachschlagen" bekomme ich dies zu hören: "Ja und? Was steht da jetzt?" Entgeistert sage ich dem User: "Äh, ich kann es Ihnen gerne vorlesen" "Ja, das ist nett!" tönt es aus dem Hörer. Und während ich das tue und mich an den Gedanken klammere, dass mein Sohn es ja auch immer gerne hat, wenn  ich ihm etwas vorlese, weiß ich, dass ich das bei diesem User nicht zum letzten Mal getan haben werde.

Noch mal: Niemand darf von einem durchschnittlichen Computer-Nutzer verlangen, dass er sich ein umfassendes IT Know-how aneignet. Aber: Bevor ich als Fernfahrer Güter von A nach B transportiere, gehe ich in eine Fahrschule. Bevor ich mich als Handwerker bewerbe, sollte ich in der Lage sein, einen Hammer von einer Zange zu unterscheiden. (ICH habe zum Beispiel keine Ahnung von Autos, käme mir aber trotzdem sehr dämlich vor, wenn ich mir in meiner KFZ-Werkstatt zum 5. Mal zeigen lassen würde, wo man Spritzwasser nachfüllt, bzw. den Ölstand misst). Also: Wer seinen Bürojob mit einem PC erledigen muss, sollte wenigstens gewillt sein, etwas dazu zu lernen und nicht bei jedem kleinsten Vorfall sein Hirn auszuschalten und seinen HelpDesk anzurufen. Schon gar nicht, wenn er zum 5. Mal in der Woche dasselbe fragt und darüber auch noch lacht. Meist lacht er nämlich alleine. Noch schlimmer sind allerdings die, die auch noch aggressiv und verbal verletzend werden. Da lacht dann nämlich gar keiner mehr.

Samstag, 3. April 2010

Schmand am Gründonnerstag

Gründonnerstag, 18 Uhr. Ich habe bewusst diese Uhrzeit zum Einkaufen gewählt, da der Deutsche an sich um diese Zeit gerne sein Abendbrot zu sich nimmt. So steuere ich also meinen lokalen REWE-Markt an und drehe gleich wieder um: Der Parkplatz ist brechend voll - teils stehen die Autos bereits in 2. Reihe.

Viel brauche ich eigentlich gar nicht - die Butter ging mir am Vortag aus, Schinken auch und für den nächsten Tag benötige ich noch etwas Schmand. Ich parke also in einer Nebenstraße und betrete das Grauen: Schlecht gelaunte Panikkäufer schieben ihre zum Bersten gefüllten Einkaufswagen durch die überfüllten Gänge. Um am Kühlregal die Butter erblicken zu können, muss man sich erst einmal anstellen. Ich fühle mich im falschen Film. Ist eine Krise ausgebrochen? Irgendwo eine Atombombe detoniert? Hat Bin Laden die Großlager der REWE-Märkte bombardieren lassen? 

Viel Zeit für eine Produktauswahl habe ich nicht. Kaum stehe ich endlich in Reichweite der gewünschten Lebensmittel spüre ich schon zischelnde Unruhe hinter mir. Gierige Hände wollen bereits nach den abgepackten Wurstscheiben aus unglücklichem Schweinefleisch greifen - ja, der Panikkäufer weiß genau, was er will, der braucht nicht zu überlegen. Wahrscheinlich hat er seinen seitenlangen Einkaufszettel bereits am Morgen verfasst - und den gilt es jetzt zielstrebig abzuarbeiten.

Schmand, Schmand, ich finde keinen Schmand. Neben mir ein gleichaltriger Herr, der ebenfalls bestürzt die leeren Regalflächen absucht und schließlich seinen Zeigefinger auf die Beschriftung legt: "Hier stand der Schmand. Gibt's doch nicht, alles weg!". Ich wittere einen Bruder im Geiste: "Ich nehme an, Sie wollten auch keinen Großeinkauf machen, oder?" Unruhig blickt er um sich, als vermute er lauschende Ohren, dann raunt er mir zu: "Die sind doch bekloppt hier. Vor jedem Feiertag dasselbe - es wird eingekauft, als gäbe es wochenlang nichts mehr zu fressen. Meine Frau arbeitet als Käseverkäuferin auf einem Wochenmarkt, die hat mich gerade angerufen, dass sie heute den umsatzstärksten Tag des Jahres hatte. Schauen Sie sich mal die Einkaufswagen an."

Und in der Tat, es ist kaum vorstellbar, dass diese Tonnen an Lebensmitteln nur am morgigen Karfreitag verzehrt werden. An den Kassen lange Schlangen. Ich habe nur 3 Sachen zu bezahlen (statt Schmand nahm ich dann eben Crème fraîche), aber vorlassen tut mich natürlich niemand. Es ist Krieg, da denkt jeder erst mal nur an sich. Wer weiß, wann die Geschäfte wieder aufmachen? Ich bin mir zwar sicher, dass das bereits übermorgen wieder der Fall sein wird, bin mir aber ebenso sicher, dass das Spiel dann wieder von vorne beginnt: Denn dann muss man ja sogar 2 einkaufsfreie Ostertage überbrücken. Es empfiehlt sich also, den PKW zuhause zu lassen und einen 7-Tonner zu mieten, um die Einkäufe komplett nach Hause bringen zu können. Sicher ist sicher.

Montag, 8. März 2010

Liebe Autofahrer ...

... bitte lest Euch die folgenden Punkte genau durch, bzw. lasst sie Euch von jemand anders vorlesen und erklären. Vielen Dank im voraus.
  • Einer der vielen verwirrenden Hebel neben Eurem Lenkrad ist der sogenannte "Blinker". Den benutzt man, um einen Richtungswechsel anzuzeigen. Wenn Ihr zum Beispiel nach rechts abbiegen wollt, könnt ihr damit mehrere Lämpchen an der rechten Seite Eures Autos "blinken" (also "an- und ausgehen") lassen. Dann wissen die anderen Autofahrer vor und hinter Euch, dass Ihr gleich abbiegen werdet. Das ist total praktisch und kostet keinen Tropfen Sprit extra. Und das Beste: Es klappt auch auf der linken Seite. Einfach mal ausprobieren
  • Der rechte Streifen bei Autobahn-Auffahrten heißt auch "Beschleunigungsstreifen". Den nennt man so, weil man da (VOR dem Auffahren auf die Autobahn) richtig dolle Gas geben soll, damit man nicht mit 40 km/h auf die Autobahn fährt. Dann müssen nämlich die anderen Autofahrer, die schon auf der Autobahn fahren, nicht voll in die Eisen steigen. Noch besser könnt Ihr Euch das von einem voll beladenen LKW zeigen lassen, der direkt von hinten auf Euch zukommt und leider nicht innerhalb von 1 Sekunde anhalten kann, wenn Ihr Euch direkt vor ihn quetscht. Das wiederum nennt man "Bremsweg" - aber das braucht Ihr dann nicht mehr zu wissen
  • Einige von Euch erinnern sich vielleicht noch an die drollige Kopfbewegung, die man während der Fahrstunden immer machen musste. Das ist der sogenannte "Schulterblick".  Der ist nicht etwa "schwul", sondern dafür da, dass man den "toten Winkel" überblicken kann. Damit wiederum ist nicht der Inhalt Eures Kopfes gemeint, sondern das, was man im Rück- und Seitenspiegel nicht sehen kann. Wenn Ihr also wieder das nächste Mal auf der Autobahn bei voller Geschwindigkeit eine Spur nach links schwenkt und Ihr dann total böse angehupt werdet, wisst Ihr, dass da einer drin war
  • Manchmal gibt es auf Autobahnen nicht nur 2, sondern 3 oder sogar 4 Spuren. Das heißt nicht, dass Ihr dann trotzdem immer die ganz linke nehmen sollt. Ganz links fährt man nur, wenn man überholen will. Und überholen kann man nur, wenn man schneller fährt als die anderen. Das klingt total kompliziert, ist aber trotzdem wahr. Und noch ein Tipp: Wenn vor Euch in ca. 1 Kilometer Entfernung ein LKW zu sehen ist und Ihr gerade mit 120 km/h rumtuckert - dann reicht es, wenn Ihr auf die linke Spur fahrt, kurz bevor Ihr ihn erreicht. Nicht schon jetzt - denn sonst stauen sich hinter Euch alle Autofahrer, die schneller als 120 km/h fahren wollen
  • Noch ein Tipp: "Reißverschluss" ist nicht nur das, was Ihr auf der Toilette aufmachen sollt, damit Ihr Euch nicht in die Unterbuchsen strullt. Nein, "Reißverschluss" nennt man es auch, wenn man zum Beispiel nach einer Autobahn-Abfahrt auf eine Landstraße auffahren will (so ähnlich wie bei der Autobahn-Auffahrt) und da schon andere Autos sind. Dann fährt man diese Auffahrt ganz bis zu Ende und dann geht es immer abwechselnd weiter: Einer von rechts darf rein, danach fährt der, der schon auf der Straße war weiter, dann wieder einer von rechts und immer so weiter. Das nennt man auch "Einfädeln lassen". Manchmal wird einem das sogar dadurch angezeigt, dass zwischen der Landstraße und der Auffahrt eine dicke, durchgezogene Linie zu sehen ist. Die überfahrt Ihr zwar immer sofort, aber das ist falsch. Doch, ehrlich!
  • Zuguterletzt: unterlasst es bitte auch, sinnentleerte Phrasen wie "Ich fahre seit 20 Jahren unfallfrei" von Euch zu geben. Die meisten von Euch schafften das nämlich nicht etwa aus eigener Leistung, sondern weil alle anderen immer gerade noch rechtzeitig bremsen oder ausweichen konnten. Also nichts, worauf IHR stolz sein solltet

Dienstag, 23. Februar 2010

Post von Ihrem IT Help Desk

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn Sie von Ihrem IT Help Desk eine Anleitung per E-Mail erhalten, die viele unterstrichene Wörter enthält, vor denen beispielsweise steht: "Klicken Sie hier", dann:
  • Drucken Sie diese E-Mail aus (es ist überhaupt wichtig, JEDE E-Mail auszudrucken, denn "papierloses Büro" ist doch genauso eine alberne Utopie wie "Multi-Kulti", "Frieden" usw.)
  • Klicken Sie mit Ihrem Kugelschreiber auf die unterstrichenen Wörter und stellen Sie fest, dass nichts passiert. Rein gar nichts. Obwohl in der "Post vom IT Help Desk" steht, dass sich jetzt etwas öffnen müsste
  • Rufen Sie bei Ihrem IT Help Desk an und pampen Sie den dortigen Mitarbeiter kräftig an, was das soll, so einen Mist zu verschicken - schließlich funktioniert das ja gar nicht
  • Wenn der IT-Fuzzi versucht, Ihnen etwas zu erklären, unterbrechen Sie ihn. Fallen Sie ihm sofort mit "Jaja, ist klar" ins Wort, lassen Sie ihn auf keinen Fall ausreden. Sie sollen hier schließlich nichts lernen, das haben Sie ja schon seit der Schule hinter sich
  • Wenn sich der IT-Fuzzi nicht abwimmeln lässt, triumphieren Sie über ihn, indem Sie ihn darüber aufklären, dass Sie schon viel länger im Unternehmen sind als er. Das wird diesen unverschämten Pimpf in die Schranken weisen
  • Legen Sie danach befriedigt auf und heften Sie die ausgedruckte E-Mail zu den anderen in Ihrem Leitz-Ordner. Streichen Sie aber vorher mit einem Edding alles durch und schreiben Sie daneben: "Funktionierte nicht!!!!"
Ihr IT Help Desk

Samstag, 13. Februar 2010

NEIN, bitte nennen Sie mir NICHT das Kennwort!

Wer sich schon immer fragte, was das wohl für Menschen sind, die auf angeblich "wichtige Mitteilungen" ihrer Bank reinfallen, in denen sie per E-Mail aufgefordert werden, "unbedingt mindestens 20 TANs ihrer Online-Banking-Liste" einzugeben, da "ansonsten ihr Konto nicht mehr funktionieren" würde, sollte Frau T. kennenlernen.

Frau T. arbeitet als Sekretärin im Vorstandsbereich und meldet somit als autorisiertes Sprachrohr jedes Computer-Problem ihres Vorgesetzten an uns. Meist tut sie dies per Mail, was  - zumindest akustisch gesehen - angenehm ist, denn der Klang ihrer Stimme kann einem den Tag versauen. Könnte ein Nacktmull sprechen, seine Stimme klänge recht ähnlich.

Frau T. meldet diesmal, dass da "dauernd etwas nach Benutzernamen und Kennwort fragt. Das soll weg!" und tippt fein säuberlich die gesamte Bildschirmmeldung ab. Ich habe schon lange aufgegeben, sie daran zu erinnern, dass ein Screenshot für beide Seiten angenehmer wäre und lese resigniert:
"Der Proxy an Server ... erwartet eine Eingabe Ihrer Benutzerdaten.
Benutzername: mmuster
Kennwort: xxxxxx"

Da Frau T. aber wohl selbst erkennt, dass diese "xxx" ja gar nicht dem Kennwort entsprechen, welches sie immer für ihren Vorgesetzen eingibt, schreibt sie noch brav dahinter:

"Das Kennwort lautet sonnenblume. Mfg Frau T."

Ich greife zum Telefonhörer und Sekunden später knarzt mir Frau T.s wirklich scheußliches Organ ins Headset. Ich frage nach der IP-Adresse des Computers, damit ich mich remote aufschalten kann und höre von ihr den Hinweis "Das ist aber Vorstandsdomäne, das ist vertraulich, gell?" "Ja, Frau T. das versteht sich von selbst, aber in diesem Zusammenhang noch der Hinweis, dass Sie bitte niemals Kennwörter - auch nicht die Ihres Vorgesetzten - per E-Mail oder Telefon weiter verbreiten sollten." "Net?" knarzt es mir überrascht aus dem Hörer entgegen. "Nein, wirklich nicht, Frau T. Er wäre bestimmt nicht begeistert, wenn jeder seine Intra-/Internetzugangsdaten kennen würde". "Na gut, ich dachte, Sie müssen das wissen" versucht Frau T. zu beschwichtigen.

Mit ein paar Klicks habe ich die Ursache ermittelt und ausgeschaltet: Wieder mal ein Logitech-Programm, welches sich ungefragt in den Windows-Autostart eingenistet hat, damit es stündlich nach Updates suchen kann. Zusätzlich bemerke ich aber auch, dass es sich die Blackberry-Software dort aus denselben Gründen gemütlich gemacht hat und biete Frau T. an, auch diese automatische Update-Suche auszuschalten. "Ja, das wäre toll, gell?" trompetet es begeistert aus dem Hörer. "Dazu müssten Sie aber bitte das E-Mail-Kennwort von Herrn M. in das Fenster eingeben, denn sonst kann ich das Programm nicht konfigurieren" teile ich ihr mit und deute mit dem Mauszeiger auf das bereits erwartungsvoll aufgepoppte Fenster. "Ja, das E-Mail-Kennwort? Das lautet ..." "NEIN, Frau T., bitte teilen Sie es mir NICHT mit, geben Sie es bitte einfach nur ein …"

Obwohl es mich zumindest privat interessiert hätte, wie es wohl lautet. "winterbaum"? Noch interessierter wäre ich allerdings an seiner EC-Karte - den PIN dazu würde ich von Frau T. ja sicher problemlos bekommen - aber bitte per Mail.

Montag, 1. Februar 2010

"Sie MÜSSEN eine Mail raus schicken !!!"

Heute morgen kam es zum Alptraum jedes IT Help Desks: Ein Haupt-Switch war ausgefallen und somit das gesamte Firmen-Netzwerk tot. Glücklicherweise betraf das auch die Telefonie, so dass wir zunächst einen ruhigen Morgen verlebten. Aber es kam, wie es kommen musste: Das Erste, was wieder funktionierte, waren die Telefone und so brach das Chaos über uns hinein. Teils hingen 30 Leute gleichzeitig in unserer Warteschlange.

Zwar hatte ich (sobald das wieder möglich war) eine Störungsmeldung ins Intranet gestellt (die haarklein über alles informierte - sogar zweisprachig), aber die liest ja eh keiner - lieber hängt der typische DAU stundenlang in der Warteschlange, um uns dann als 178. Anrufer zu melden, dass "da ja wohl etwas gestört" ist (womit er leider nicht sich selbst meint). Das selbe Phänomen, was man zu Beginn jeder Schulferien beobachten kann: DAUs lieben Staus und vermeiden grundsätzlich ihre Umgehung.

Einer von ihnen ist Herr S., der zwar super toben, aber leider nur sehr schlecht denken kann:

S.: "Morgen, endlich komm ich mal bei ihnen durch, hänge hier schon stundenlang in der Warteschleife!!!"  (ein Blick auf die Telefonsoftware verrät mir, dass seine "Stunden" genau 2:36 Minuten lang dauerten, aber okay: Beim Zahnarzt kommt es einem ja auch länger vor)

Ich: "Ja, wir hatten für ca. 2 Stunden einen Komplett-Ausfall unseres Netzwerks, der jetzt aber behoben wurde. Wir haben auch schon eine Störungsmeldung ins Intranet gestellt, dass es noch voraussichtlich 30 Minuten dauern kann, bis alle Probleme endgültig behoben sind."

S.: "Bei mir geht noch nicht wieder alles. Was heißt hier behoben?"

Ich: "Äh, nein, wie ich sagte, kann es noch ca. 30 Minuten dauern, bis..."

S.: "Wieso schicken Sie während solcher Störungen keine Mail an uns?"

Ich: "Das war leider nicht möglich. Da wir einen KOMPLETTEN Netzwerkausfall hatten, kamen auch wir nicht mehr in unsere Mails und konnten daher keine verschicken."

S: "Ich will, dass Sie bei solchen Ausfällen eine Mail verschicken. Sagen Sie das Ihrem Chef!"

Ich: "Das kann ich gerne tun, aber wenn wir selber gar nicht an die Mailsysteme heran kommen, können wir wirklich keine Mails verschicken."

S.: "Das ist mir vollkommen egal! Sie MÜSSEN eine Mail raus schicken!!!"

und damit legte S. auf und ich konnte mich den nächsten 29 Anrufern in der Warteschlange widmen.
Tell me why I don't like Mondays...

PS. Natürlich schickte ich dann noch eine Info-Mail an alle User, in der ich darauf hinwies, dass dies vorher nicht möglich war. Bis auf Herrn S. hat das dann wohl auch jeder verstanden

Samstag, 30. Januar 2010

Tabuthemen für Blogs

Worüber ich bitte in keinem Blog und keiner Kolumne dieser Welt mehr etwas lesen möchte:
  • Bedienungsanleitungen, die schlecht aus dem Asiatischen übersetzt wurden (mit vielen "unglaublichen" und "witzigen" Beispielen)
  • Unterschichten-Fernsehen (sogenanntes "Reality-TV" und "Dschungel-Mongo sucht Super-Bauer"-Soaps)
  • Frauen und Schuhe
  • Männer und Autos/Fußball
  • Frauen und Bedienungsanleitungen, die schlecht aus dem Asiatischen übersetzt wurden
  • Frauen und Männer (wenn Mario Barth darin erwähnt wird)
  • Models und Magersucht 
  • Zitate von Fußballern
  • Themen, über die man in Blogs nichts mehr lesen möchte
Liste wird fortgesetzt …

Wieso heißt das Ding hier "IT-Blog"?

"Hier geht's bislang ja gar nicht um IT?" fragt der naseweise Rezipient.

  1. Heißt die URL dieses Blogs ja "zb-it-blog", also "zum Beispiel IT-Blog", was man mit "es geht also auch um andere Dinge" umschreiben könnte. Dass "zb" aber auch die Initialen des Autors sind, bietet eine geradezu atemberaubende Doppeldeutigkeit.  Und dass das "zb" nur deswegen vor "it-blog" steht, weil die Adresse "it-blog" schon vergeben war, muss ja keiner wissen und geht auch niemand etwas an
  2. "IT" steht nicht nur für "Informationstechnik" sondern auch für "it", also "es". "THIS IS IT" ist der Titel des posthum veröffentlichten Michael-Jacksons-Films (der übrigens genauso künstlich zusammen geschnippelt wurde wie sein Protagonist) - und das bedeutet ja schließlich auch nicht "Das ist Informationstechnologie"
  3. Halte ich gar nichts davon, meine Absichten zu erklären, das sollen Leute wie Wolfgang Niedecken machen (obwohl, vielleicht lieber doch nicht!)

Donnerstag, 28. Januar 2010

Die Saunadeppen-Falle

Vorgestern war ich mit meinem Freund D. (nein, er heißt nicht "Detlef" und ja, er ist wirklich "nur" ein Freund) in einer "Erlebnis-Therme". Ich hielt es für clever, einen freien Wochentag dafür zu nutzen, denn da "ist es dann ja nicht so voll".

Das stimmte auch, allerdings waren trotzdem wieder jede Menge Sauna-Deppen unterwegs. "Sauna-Deppen" erkennt man unter anderem daran, dass sie (im Gegensatz zu Kino-Deppen und Flugzeug-Deppen) nie alleine auftreten, sondern immer im Rudel. Dabei kann es sich auch um ein kleines Rudel handeln, 2 Deppen reichen bereits, Hauptsache die Rangfolge ist klar.

Weitere Erkennungsmerkmale beispielhaft angeführt:

  • D. steht vor einem Spiegel, um seine Kontaktlinsen einzusetzen. Ein Sauna-Depp stellt sich neben ihn, blickt in den Spiegel und sagt laut: "Schöne Bilder haben die hier hängen". D. reagiert, wie man es bei Sauna-Deppen immer tun sollte, nämlich: gar nicht. Und hier erkennt man den Sauna-Deppen, denn damit kann er nicht umgehen. Man merkt, wie seine Synapsen verzweifelt versuchen, etwas Ähnliches wie Geist zu zünden, ehe er "Ich mein den Spiegel hier. Haha!" absondert

  • Ich stehe hinter der gelben Linie ("Streifen" trifft es eher), die die Raucherzone im Außenbereich markiert und rauche. Zwei noch nicht als solche geoutete Sauna-Deppen stehen neben mir. Ein durchaus attraktiver weiblicher Gast gesellt sich dazu - nicht etwa, weil sie Wärme sucht (denn die würde sie ja eher im Innenbereich finden), sondern natürlich, um ebenfalls zu rauchen. Aber so natürlich ist das für Sauna-Deppen nicht. Wenn Blicke reden könnten, wäre es längst nicht mehr so still - aber glücklicherweise fällt ihnen keine verbale Eröffnung ein. Als die junge Dame ihre Zigarette ausdrückt und wieder Richtung Saunen wandert, rutscht sie auf dem vereisten Boden aus, fängt sich aber sofort wieder. Mit einem leicht verlegenen Lächeln tippelt sie von dannen. Genau 20 Sekunden später hat einer der beiden Sauna-Deppen endlich die Erleuchtung und ruft diese laut hinaus: "Fall ruhig, ich würd dich schon auffangen!" - gefolgt von einer ebenfalls mit etlichen Sekunden verzögerten Reaktion seines Bruders im Geiste  Bademantel: "Jaha, genau. Haha!"

  • Im Ruheraum hängt ein Schild: "Verehrte Gäste: Im Interesse aller Besucher bitten wir Sie, keine Liegen zu reservieren. Danke." Ich reserviere nicht, ich liege in einem angenehm dämmerigen Zustand vor mich hin. Plötzlich dringen Stimmen zu mir durch. "Die können echt nicht lesen, Mannomann!". "Ja, aber echt, dabei steht's hier doch". "GENAU, HIER STEHT'S DOCH!". Mein dämmeriger Zustand verflüchtigt sich genau wie die Ruhe, die bis eben herrschte. Drei schon etwas ältere Saunadeppen stehen kopfschüttelnd vor besagtem Schild und deuten wehklagend mit ihren Fingern auf 3 Liegen, auf denen sich zwar Handtücher, aber nicht deren Besitzer befinden. Der Rudelführer liest das Schild noch mal laut und deutlich vor, was zu erneuten Echos seiner Begleiter führt. Ich richte meinen Blick auf ein zweites Schild, welches ca. 50 cm neben dem Ersten hängt: "Verehrte Gäste: Dieser Raum soll der Ruhe und Entspannung dienen. Bitte nehmen Sie Rücksicht auf andere Besucher." Aber ZWEI Schilder zu lesen (und vor allem zu begreifen), überfordert Sauna-Deppen

  • Keine Sauna dieser "Erlebnis-Therme" ist identisch mit den anderen. Sie unterscheiden sich in Punkto ("in Punkto" ist eine selten dämliche Formulierung, die an die Wand gehört!) Temperatur, Größe, Licht und Platzierung ihrer Öfen. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Wenn der Aufguss naht, sind sie proppevoll (auch ein doofes Wort!), denn der Aufguss ist ja im Eintrittspreis enthalten, also nutzt man ihn auch. Zu verschenken hat man ja nichts. Normalsterbliche merken es, wenn die Kapazitätsgrenze eines Raumes erreicht ist, Sauna-Deppen nicht. Ich sitze bereits schon jetzt dichter an meinen jeweiligen Sitz-Nachbarn als es mir lieb ist und starre sehnsüchtig auf die noch offene Saunatür. Bald muss der Saunameister kommen, wird die Tür schließen und sein Werk beginnen. Aber nein, zwei Sauna-Deppen erscheinen: Mit gierigen Augen belästigen sie den Raum, versuchen eine Lücke zu erspähen, etwas Holz zwischen all dem Fleisch zu finden. Natürlich gibt es keine - "voll ist voll!". Aber was nicht passend ist, wird passend gemacht und so steuern sie auf mich zu: "Hier, bei Ihnen ist noch Platz, oder?". "Nein", antworte ich (überrascht, dass sie überhaupt fragen), "sorry, aber wir sitzen hier bereits sehr beengt." "Ach was, das kriegen wir schon", antworten die sich als solche entpuppenden Sauna-Deppen neben mir und rutschen mir noch näher, so dass sich ihre speckig-glitschigen Gesäße an meinem reiben. Ein krasser Gegensatz zu allen erotischen Erlebnissen meines bisherigen Lebens
Und hier kommt mir die Idee zur "Saunadeppen-Falle": Man hängt einfach an jede Sauna ein Schild mit der Aufschrift: "Nächster Aufguss in 5 Minuten". Dann wartet man kurz und schließt die Tür von außen ab.

Dies ...

... ist mein erster Blog-Eintrag.

Ich halte ihn für sehr gelungen, denn er ist kurz(weilig), grammati- und lexikalisch einwandfrei und erfüllt keine Erwartungen, die er nicht wecken kann.