Dienstag, 23. Februar 2010

Post von Ihrem IT Help Desk

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn Sie von Ihrem IT Help Desk eine Anleitung per E-Mail erhalten, die viele unterstrichene Wörter enthält, vor denen beispielsweise steht: "Klicken Sie hier", dann:
  • Drucken Sie diese E-Mail aus (es ist überhaupt wichtig, JEDE E-Mail auszudrucken, denn "papierloses Büro" ist doch genauso eine alberne Utopie wie "Multi-Kulti", "Frieden" usw.)
  • Klicken Sie mit Ihrem Kugelschreiber auf die unterstrichenen Wörter und stellen Sie fest, dass nichts passiert. Rein gar nichts. Obwohl in der "Post vom IT Help Desk" steht, dass sich jetzt etwas öffnen müsste
  • Rufen Sie bei Ihrem IT Help Desk an und pampen Sie den dortigen Mitarbeiter kräftig an, was das soll, so einen Mist zu verschicken - schließlich funktioniert das ja gar nicht
  • Wenn der IT-Fuzzi versucht, Ihnen etwas zu erklären, unterbrechen Sie ihn. Fallen Sie ihm sofort mit "Jaja, ist klar" ins Wort, lassen Sie ihn auf keinen Fall ausreden. Sie sollen hier schließlich nichts lernen, das haben Sie ja schon seit der Schule hinter sich
  • Wenn sich der IT-Fuzzi nicht abwimmeln lässt, triumphieren Sie über ihn, indem Sie ihn darüber aufklären, dass Sie schon viel länger im Unternehmen sind als er. Das wird diesen unverschämten Pimpf in die Schranken weisen
  • Legen Sie danach befriedigt auf und heften Sie die ausgedruckte E-Mail zu den anderen in Ihrem Leitz-Ordner. Streichen Sie aber vorher mit einem Edding alles durch und schreiben Sie daneben: "Funktionierte nicht!!!!"
Ihr IT Help Desk

Samstag, 13. Februar 2010

NEIN, bitte nennen Sie mir NICHT das Kennwort!

Wer sich schon immer fragte, was das wohl für Menschen sind, die auf angeblich "wichtige Mitteilungen" ihrer Bank reinfallen, in denen sie per E-Mail aufgefordert werden, "unbedingt mindestens 20 TANs ihrer Online-Banking-Liste" einzugeben, da "ansonsten ihr Konto nicht mehr funktionieren" würde, sollte Frau T. kennenlernen.

Frau T. arbeitet als Sekretärin im Vorstandsbereich und meldet somit als autorisiertes Sprachrohr jedes Computer-Problem ihres Vorgesetzten an uns. Meist tut sie dies per Mail, was  - zumindest akustisch gesehen - angenehm ist, denn der Klang ihrer Stimme kann einem den Tag versauen. Könnte ein Nacktmull sprechen, seine Stimme klänge recht ähnlich.

Frau T. meldet diesmal, dass da "dauernd etwas nach Benutzernamen und Kennwort fragt. Das soll weg!" und tippt fein säuberlich die gesamte Bildschirmmeldung ab. Ich habe schon lange aufgegeben, sie daran zu erinnern, dass ein Screenshot für beide Seiten angenehmer wäre und lese resigniert:
"Der Proxy an Server ... erwartet eine Eingabe Ihrer Benutzerdaten.
Benutzername: mmuster
Kennwort: xxxxxx"

Da Frau T. aber wohl selbst erkennt, dass diese "xxx" ja gar nicht dem Kennwort entsprechen, welches sie immer für ihren Vorgesetzen eingibt, schreibt sie noch brav dahinter:

"Das Kennwort lautet sonnenblume. Mfg Frau T."

Ich greife zum Telefonhörer und Sekunden später knarzt mir Frau T.s wirklich scheußliches Organ ins Headset. Ich frage nach der IP-Adresse des Computers, damit ich mich remote aufschalten kann und höre von ihr den Hinweis "Das ist aber Vorstandsdomäne, das ist vertraulich, gell?" "Ja, Frau T. das versteht sich von selbst, aber in diesem Zusammenhang noch der Hinweis, dass Sie bitte niemals Kennwörter - auch nicht die Ihres Vorgesetzten - per E-Mail oder Telefon weiter verbreiten sollten." "Net?" knarzt es mir überrascht aus dem Hörer entgegen. "Nein, wirklich nicht, Frau T. Er wäre bestimmt nicht begeistert, wenn jeder seine Intra-/Internetzugangsdaten kennen würde". "Na gut, ich dachte, Sie müssen das wissen" versucht Frau T. zu beschwichtigen.

Mit ein paar Klicks habe ich die Ursache ermittelt und ausgeschaltet: Wieder mal ein Logitech-Programm, welches sich ungefragt in den Windows-Autostart eingenistet hat, damit es stündlich nach Updates suchen kann. Zusätzlich bemerke ich aber auch, dass es sich die Blackberry-Software dort aus denselben Gründen gemütlich gemacht hat und biete Frau T. an, auch diese automatische Update-Suche auszuschalten. "Ja, das wäre toll, gell?" trompetet es begeistert aus dem Hörer. "Dazu müssten Sie aber bitte das E-Mail-Kennwort von Herrn M. in das Fenster eingeben, denn sonst kann ich das Programm nicht konfigurieren" teile ich ihr mit und deute mit dem Mauszeiger auf das bereits erwartungsvoll aufgepoppte Fenster. "Ja, das E-Mail-Kennwort? Das lautet ..." "NEIN, Frau T., bitte teilen Sie es mir NICHT mit, geben Sie es bitte einfach nur ein …"

Obwohl es mich zumindest privat interessiert hätte, wie es wohl lautet. "winterbaum"? Noch interessierter wäre ich allerdings an seiner EC-Karte - den PIN dazu würde ich von Frau T. ja sicher problemlos bekommen - aber bitte per Mail.

Montag, 1. Februar 2010

"Sie MÜSSEN eine Mail raus schicken !!!"

Heute morgen kam es zum Alptraum jedes IT Help Desks: Ein Haupt-Switch war ausgefallen und somit das gesamte Firmen-Netzwerk tot. Glücklicherweise betraf das auch die Telefonie, so dass wir zunächst einen ruhigen Morgen verlebten. Aber es kam, wie es kommen musste: Das Erste, was wieder funktionierte, waren die Telefone und so brach das Chaos über uns hinein. Teils hingen 30 Leute gleichzeitig in unserer Warteschlange.

Zwar hatte ich (sobald das wieder möglich war) eine Störungsmeldung ins Intranet gestellt (die haarklein über alles informierte - sogar zweisprachig), aber die liest ja eh keiner - lieber hängt der typische DAU stundenlang in der Warteschlange, um uns dann als 178. Anrufer zu melden, dass "da ja wohl etwas gestört" ist (womit er leider nicht sich selbst meint). Das selbe Phänomen, was man zu Beginn jeder Schulferien beobachten kann: DAUs lieben Staus und vermeiden grundsätzlich ihre Umgehung.

Einer von ihnen ist Herr S., der zwar super toben, aber leider nur sehr schlecht denken kann:

S.: "Morgen, endlich komm ich mal bei ihnen durch, hänge hier schon stundenlang in der Warteschleife!!!"  (ein Blick auf die Telefonsoftware verrät mir, dass seine "Stunden" genau 2:36 Minuten lang dauerten, aber okay: Beim Zahnarzt kommt es einem ja auch länger vor)

Ich: "Ja, wir hatten für ca. 2 Stunden einen Komplett-Ausfall unseres Netzwerks, der jetzt aber behoben wurde. Wir haben auch schon eine Störungsmeldung ins Intranet gestellt, dass es noch voraussichtlich 30 Minuten dauern kann, bis alle Probleme endgültig behoben sind."

S.: "Bei mir geht noch nicht wieder alles. Was heißt hier behoben?"

Ich: "Äh, nein, wie ich sagte, kann es noch ca. 30 Minuten dauern, bis..."

S.: "Wieso schicken Sie während solcher Störungen keine Mail an uns?"

Ich: "Das war leider nicht möglich. Da wir einen KOMPLETTEN Netzwerkausfall hatten, kamen auch wir nicht mehr in unsere Mails und konnten daher keine verschicken."

S: "Ich will, dass Sie bei solchen Ausfällen eine Mail verschicken. Sagen Sie das Ihrem Chef!"

Ich: "Das kann ich gerne tun, aber wenn wir selber gar nicht an die Mailsysteme heran kommen, können wir wirklich keine Mails verschicken."

S.: "Das ist mir vollkommen egal! Sie MÜSSEN eine Mail raus schicken!!!"

und damit legte S. auf und ich konnte mich den nächsten 29 Anrufern in der Warteschlange widmen.
Tell me why I don't like Mondays...

PS. Natürlich schickte ich dann noch eine Info-Mail an alle User, in der ich darauf hinwies, dass dies vorher nicht möglich war. Bis auf Herrn S. hat das dann wohl auch jeder verstanden