Sonntag, 20. Februar 2011

Warum ich K.T.z. Guttenberg nicht mag

Mit "Lichtgestalten" ist das ja so eine Sache. Man verklärt sie, man verehrt sie und man verzeiht ihnen alles - selbst wenn sie sich innerhalb eines Satzes 2x widersprechen (was beispielsweise Franz Beckenbauer ja auch gern und oft ausnutzt).

Zu Guttenberg (der Mann, der mehr Fans als Vornamen hat, was hier schon scheinbar eine Leistung darstellt) zählt zu diesen Lichtgestalten. Unterstützt durch eine beispiellose Medienkampagne (hier allen voran natürlich die in seinem Enddarm wohnende Redaktion der BILD-Zeitung) entwickelte er sich innerhalb kürzester Zeit zum Spitzenreiter der "Politiker-Beliebtheitsumfragen" - und es schien, als könne nicht mal er selbst sich von dort verdrängen. (Geschweige denn die Kunduz-Affäre oder der Vorfall auf der Gorch Fock).
Die Gründe dafür sind relativ simpel: Er ist rhetorisch sehr begabt, attraktiv (vor allem im Vergleich zur deutschen Politkonkurrenz) und propagiert unermüdlich "Glaubwürdigkeit". Dass er zusätzlich noch mit einer attraktiven Frau verheiratet ist, die imagewirksam zur Soldatenzerstreuung in Afghanistan beiträgt, schadet auch nicht unbedingt.

Und nun ist alles anders? Warum? Weil sich (laut GuttenPlag Wiki) in seiner Doktorarbeit auf 247 von 407 Seiten Plagiate befinden - er also Texte anderer Autoren als Seine ausgab, ohne sie (wie sonst in wissenschaftlichen Arbeiten üblich) als Zitate zu kennzeichnen, beziehungsweise deren Quellen anzugeben.

Interessant sind nun die Reaktionen darauf: Nämlich die seiner Fans ("das machen doch alle!" - was mich besonders amüsiert, wenn ich es in den Kommentaren der BILD-Online-Artikel lese), seiner Neider ("Skandal! Rücktritt") und seine eigene:

Zunächst stritt er in seiner wasserdichten Überheblichkeit erst einmal alles ab ("abstrus!") und stellte die Vorwurfserheber als "ahnungslos" dar (das macht er übrigens grundsätzlich gerne mit seinen Kritikern). Dann räumte er "fraglos Fehler" ein, verbittet sich aber nachdrücklich "Plagiatsvorwürfe" - denn immerhin könne es ja mal passieren, bei einer so umfangreichen Arbeit, an der er neben seiner Tätigkeit als Politiker und Verpflichtung als junger Vater sieben Jahre lang arbeitete, das Setzen "einer Fußnote zu vergessen".

Dann veranstaltete er eine gnadenlos peinliche Pressekonferenz (die ihn in meinen Augen fast menschlich macht, weil sie einfach nur ein riesengroßer Fehler war) und verzichtet nun "vorübergehend" auf seinen Doktor-Titel. Unermüdlich weist er allerdings darauf hin, dass es zur Zeit ja wohl größere Probleme gäbe als die Diskussion über seine Dissertation.

Ja, das sehe ich grundsätzlich auch so. Was ich aber auch sehe, ist ein Mann, der meiner Meinung nach überhaupt nicht mit Kritik umgehen kann. Wann immer ich ihn einmal wirklich kritischen Fragen (also nicht denen von ZDF und BILD) ausgesetzt sah, wirkte er auf mich immer wie jemand, der lästige Fliegen vertreiben möchte, die um seine schwitzende Stirn kreisen.

Seine unglaubliche Selbstherrlichkeit (die auf dem Sofa von Thomas Gottschalk oder anderen Quotengaranten besonders zur Geltung kommt), seine Attitüde des einsam kämpfenden, das Schicksal der Glaubwürdigkeit auf seinen Schultern tragenden Leitwolfs, seine ekelerregend künstliche Bescheidenheit - all das zerbröckelte in solchen Momenten immer wie trocknender Lehm auf Soldatenstiefeln.

"Wisst Ihr eigentlich, mit wem Ihr hier redet?" - das strahlt er aus: "Ich habe es nicht nötig, mich impertinenten  Nachfragen irdischer Kleingeister auszusetzen!" Und so kommt unter der bröselnden Fassade ein gar nicht mehr so attraktives Antlitz zutage.

Das Hauptargument seiner weiterhin zu ihm stehenden Befürworter ("was hat eine fehlerhafte Dissertation mit seiner Befähigung zur Position des Verteidigungsministers zu tun?") zieht übrigens nicht. Natürlich hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Aber hier geht es nicht um seine Qualifikation als Minister, sondern um seine Glaubwürdigkeit, also genau um das, was er immer als seine größte Tugend verkauft hat. Und die hat er verloren.

Ob seine Gegner politisch motiviert sind (was größtenteils wahrscheinlich ist, denn wer solchen Erfolg hat, hat auch entsprechend viele Neider in den politischen Lagern) oder wissenschaftlich (weil selbst Schüler bestraft werden, die ihr Referat aus dem Internet zusammen klauen - warum also dann kein Politiker?) ist dabei vollkommen zweitrangig. Und auch die mahnenden Worte derjenigen, die ihn mit Ikarus vergleichen ("wer hoch fliegt, fällt tief"). Mir geht es einzig und allein um die sachlichen Plagiatsvorwürfe über seine Dissertation. Und die meistert er denkbar schlecht, nämlich gar nicht. Würde er das aber wenigstens auf eine authentische, menschliche Art und Weise tun, könnte er zumindest auf der Sympathieebene punkten. Aber hier scheitert er (wieder einmal) noch grandioser.

Und deswegen kann ich K.T.z. Guttenberg nicht leiden - und das nicht erst seit Bekanntwerden der "fehlenden Fußnoten".

PS. Grandios ist übrigens auch das hier

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